Nürnberg ist eine geschichtsträchtige Stadt. Schon seit längerer Zeit wollte ich mir die Ausstellung im Dokuzentrum Reichsparteitagsgelände ansehen und erfahren, was genau für das Reichsparteitagsgelände geplant war, welche Bauten fertiggestellt wurden, welche unvollendet geblieben sind und welche Rolle Nürnberg zu Zeiten des NS-Regime gespielt hat.

Es wirkt schon etwas befremdlich, wenn man auf den Hinweistafeln etwas von Nazi Party liest.

Ich beginne meine Erkundungstour nicht im Dokuzentrum direkt, sondern bei der Steintribüne am Zeppelinfeld. Wie ich zu meiner Schande gestehen muss, hab ich diese in meinen mittlerweile gut 5 Jahren, die ich in Nürnberg lebe, nämlich bisher nur im Vorbeifahren gesehen. Schon die Rückseite ist gigantisch, ein riesiger und beeindruckender Steinkoloss mit vier großen, dunklen Holztüren. Die Pfeilergalerien wurden 1967 wegen Baufälligkeit gesprengt und auch die Seitentürme wurden zum Teil abgetragen. Und doch – so vermute ich zumindest – hat sie kaum etwas von ihrer Mächtigkeit eingebüßt. Von der Vorderseite wirkt sie nicht ganz so massiv, durch die Treppen wird alles etwas aufgelockert. Es ist fast gemütlich, im Sommer kann man auf den Treppen sitzen und die Sonne genießen und auf dem Zeppelinfeld Leute beobachten. Zudem werden auch heute noch hier Veranstaltungen wie die  DTM auf dem Norisring oder Rock im Park ausgetragen, denn dafür ist das Gelände schließlich prädistiniert. Direkt vor der Tribüne liegt das Zeppelinfeld, benannt nach der Landung eines Luftschiffes des Grafen Zeppelin 1909. Mit seiner Größe von 312 m x 285 m bot es ausreichend Platz die propagandistische Selbstdarstellung des nationalsozialistischen Regimes. Neben der Haupttribüne ist das Feld von wesentlich kleineren Zuschauerrängen eingerahmt, welche heute allerdings verwittern und abgesperrt sind.

Steintribüne am Zeppelinfeld

Steintribüne am Zeppelinfeld

Steintribüne am Zeppelinfeld

Panoramablick von der Steintribüne (v. l.)
Grundig-Hochhaus – Grundig-Stadion – Arena Nürnberger Versicherung – davor das Zeppelinfeld

Tür zum Inneren der Tribüne

Treppe an der Steintribüne

Heute ist hier viel abgesperrt, baufällig und verwildert

Steintribüne am Zeppelinfeld

Steintribüne am Zeppelinfeld – die Zuschauerränge
Vom Zeppelinfeld laufe ich am Großen Dutzendteich vorbei an der ehemaligen Gaststätte Wanner zur Kongresshalle, in der heute auch das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände untergebracht ist. Optisch hebt sich der Eingang zum Dokuzentrum deutlich von den nationalsozialistischen Bauten ab und fungiert so auch als Mahnmal. Ich besuche die Dauerausstellung „Faszination und Gewalt“. Es gibt Bildmaterial und ein paar Relikte zu sehen, ansonsten sind die umfangreichen Informationen eher den Texten auf den Infotafeln zu entnehmen (wer lieber zuhört, anstatt selber zu lesen, kriegt diese und mehr Informationen auch per Audioguide). Die Ausstellung besteht aus 19 Bereichen, angefangen vom Aufstieg der NSDAP über die Zeit der Diktatur und die Reichsparteitage in Nürnberg bis hin zum deutschen Widerstand und den Nürnberger Prozessen. Nach der Ausstellung werfe ich noch einen Blick in den Innenhof der Kongresshalle. Mir kommen Begriffe wie überdimensional und größenwahnsinnig in den Sinn, gleichzeitig bin ich auch fasziniert von diesen beeindruckenden Bauwerken.

Kongresshalle und Großer Dutzendteich

Großer Dutzendteich

Die Zeppelintribüne von der anderen Uferseite des Großen Dutzendteiches

Der Große Dutzendteich – eine beliebte Laufstrecke

Der markante Eingang zum Dokuzentrum Reichsparteitagsgelände

Im Inneren des Dokuzentrums

Innenhof der geplanten Kongresshalle – gigantisch groß und… nutzlos

Nürnberger Symphoniker

Ich verlasse die Kongresshalle und laufe weiter um den Dutzendteich, vorbei am heutigen Volksfestplatz und entlang der Großen Straße. Diese kannte ich zwar schon, war mir aber nicht bewusst, dass es sich hierbei auch um eine bis ins Detail durchdachte Planung handelt. So erfahre ich in der Ausstellung und auf den Schautafeln, dass die Große Straße als Paradestraße und zentrale Achse des Reichsparteitagsgeländes geplant war und dass ihre Ausrichtung nicht zufällig auf die  Kaiserburg von Nürnberg zeigt. Schließlich beende ich meine Runde und komme wieder an meinem Ausgangspunkt – der Steintribüne – an. Noch einmal lasse ich den Anblick auf mich wirken, denke zurück an die vielen Informationen der letzten Stunden und stelle mir auch für einen Moment die Vergangenheit hier vor. Die Aufmärsche, das Hakenkreuz, welches auf der Tribüne drohnte und mit Kriegsende gesprengt wurde und das Leid, welches unter anderem durch Entscheidungen, die hier getroffen wurden, entstand.

Nürnberger Volksfestplatz und die Kongresshalle

Die Große Straße – heute Parkplatz für Volkfestbesucher. Im Hintergrund das Messegelände.

Kongresshalle und Großer Dutzendteich

Einer der 34 Türme im Zuschauerrang um das Zeppelinfeld

Rückseite der Steintribüne

Rückseite der Steintribüne