Das heilige Tal

Unsere Koffer bleiben im Hotel in Cusco, während wir die nächsten Tage nur mit unseren Handgepäckrucksäcken unterwegs sind. Der Grund dafür ist die Gepäckbegrenzung von 5 kg im Zug nach Machu Picchu. Heute geht es aber erst einmal in das Sacred Valley, das heilige Tal. Nach einem kurzen Fotostopp sind unser erstes Ziel die Inka-Terrassen in Pisac. Anschließend besuchen wir noch kurz eine Silberschmiede und bummeln über den Markt, bevor wir zum Mittagessen fahren. Am Nachmittag besichtigen wir die Ruinen in Ollantaytambo. Auch hier waren die Inkas wieder fleißig und haben Stufe um Stufe gebaut und damit ein gigantisches Werk erschaffen. Leider auch eines mit hunderten Stufen, die alle nicht für Kurzbeinige gemacht sind (und das, obwohl die Inkas den Erzählungen nach ja auch eher klein waren). Während am frühen Abend ein Teil unserer Busgruppe zurück nach Cusco fährt, bleiben wir die nächsten zwei Nächte in Urubamba. An der Hauptstraße werden wir abgesetzt und von einem Taxi abgeholt, welches uns noch einmal einige Kilometer bergauf zu unserem Hotel bringt. Hier sind wir zwar weit abgelegen, aber inmitten wunderschöner Natur. Unsere Zimmernummer beginnt mit einer 5, das verheißt nichts Gutes. Aber es handelt sich hier ja nicht um einen Hochhauskomplex, sondern um eine weitläufige Anlage, so schlimm kann das also nicht sein. Dennoch, bis zu unserem Zimmer gibt es hier eine Treppe, da eine Brücke, dann noch mal ein paar Stufen, so dass wir uns bei jeden Gang zum Zimmer genau überlegen, ob er wirklich notwendig ist.

Morgens in Cusco – die Verkehrspolizistinnen sind schon im Einsatz

Karnevalsdekoration in Pisac

Ruinen in Pisac

Ruinen in Ollantaytambo

An dem Berg führt der Inka-Trail lang

Hotelanlage in Urubamba

Am nächsten Tag haben wir unseren ersten freien Tag in Peru. Das nutzen wir erst einmal zum Ausschlafen und gemütlichen gemeinsamen Frühstück. Jessi und ich erkunden gemeinsam die Anlage und besuchen die Hotel-Alpakas. Danach sitzen wir gemütlich auf der Terrasse von Roland und Jessi und führen Balkongespräche, während Roland auf seiner neu erstandenen Panflöte „El Condor Pasa“ übt, was in Peru ja so etwas wie die Nationalhymne zu sein scheint. Um nicht ganz einzurosten laufen wir dann noch zum nächsten Laden, der ungefähr drei Blocks entfernt liegt. Hier kaufen wir uns löslichen Kaffee, den wir im Hotel dann gemeinsam mit Keksen, die wir noch übrig haben, genießen. Das Wetter wechselt schnell. Während es in der Sonne sehr angenehm ist, ist es doch recht frisch, sobald es zuzieht. Nach dem Mittagessen im Hotel laufen Roland, Micha, Vroni und Jessi etwas bergauf zu einem nahegelenen Wasserfall, während Angie und ich im Hotel bleiben und auf Kolibrifotos hoffen.

Kolibri-Suchbild

Roland übt mit Noten „El Condor Pasa“

Machu Picchu

Unser Tag beginnt früh. Um 4:45 Uhr werden wir zu unserer Tour zum Machu Picchu abgeholt. Unser Fahrer bringt uns zur Railstation in Ollantaytambo. Von da fahren wir mit dem Zug nach Aguas Calientes und dann mit dem Bus hoch zum Machu Picchu. So der Plan. Als beim Einsteigen in den Zug in Ollantaytambo jedoch unsere Tickets kontrolliert werden, kommen Angie, Vroni, Micha und ich nicht rein, weil der Scanner anzeigt, dass unsere Tickets annuliert wurden. Wir gehen also zum Informationsschalter, wo hektisch telefoniert wird. Auch das wiederholte scannen unserer Tickets hilft nichts, es erscheint immer nur die rote Fehlermeldung. Wir vermuten, dass das Durcheinander durch die Stornierung und Rückstornierung von Angie und Micha kommt. Aber selbst dann hätten Vroni und ich kein Problem haben dürfen. Das Personal von PeruRail redet miteinander und auch mit unserer Reiseagentur, mit uns spricht hingegen keiner. Aber dann kommt Victor. Victor sieht nicht nur unglaublich gut aus und ist charmant, sondern Victor spricht, im Gegensatz zu den anderen Mitarbeitern, auch englisch und erklärt uns das, was wir selber schon mitbekommen haben. Dass unsere Tickets offenbar storniert wurden. Aber er sagt auch, dass er sich um eine Lösung kümmert. Inzwischen fährt der Zug ohne uns los. Jessi und Roland, die von unserem Reiseanbieter als eigene Gruppe geführt wurden, kamen ohne Probleme in den Zug und fahren schon hoch. Wir werden von Victor in die Bahnhofshalle geführt und kriegen ein Freigetränk, außerdem wird uns versichert, dass wir mit dem nächsten Zug nach Aguas Calientes fahren können. Wir sind zwar etwas skeptisch, denn auch in diesem Zug sind ja nur begrenzte Plätze vorhanden und diese sind vielleicht auch schon reserviert, aber wir warten mal ab. Etwas anderes bleibt uns auch nicht übrig. Kurze Zeit später kriegen wir unsere neuen Tickets und werden dann in den nächsten Zug gesetzt. Victor will sich auch noch darum kümmern, dass wir am Nachmittag auch wieder gültige Tickets für die Rückfahrt kriegen. Der Zug, mit dem wir jetzt fahren, scheint der Vistadome Train zu sein, die noch etwas gehobenere Zugklasse als der eh schon luxuriöse Standardzug. Die Tische sind mit bestickten Tischdecken belegt und wir kriegen Speisen und Getränke aus Porzellangeschirr. Obwohl die Fahrt nur ca. 1,5 Stunden dauert, werden wir durchgehend vom Bordpersonal bedient, kriegen Frühstück und Getränke, sogar die Tür zur Zugtoilette (übrigens eine der größten, in der ich bisher war) wurde mir aufgehalten.

Der Zug nach Aguas Calientes steht bereit – aber wir kommen nicht mit

Als wir dann endlich im Zug sitzen, ist es schon hell

Ausblick auf die Schienen neben dem Führerhaus

In Aguas Calientes angekommen treffen wir auch den Rest unserer Gruppe wieder, dazu unseren Guide für heute und ein paar andere Leute, die mit uns gemeinsam in der Tour sind und nun alle wegen uns warten mussten. Schnell kriegen wir alle einen Kopfhörer umgehängt und dann nichts wie los. Mit dem Bus schlängeln wir uns die ca. 600 Höhenmeter zu Machu Picchu hinauf. Danach heißt es ersteinmal wieder Treppen steigen. Aber bald schon können wir endlich den ersten Blick auf das mächtige Bauwerk werfen. Unser Guide lotst uns aber direkt weiter, zu einem der besten Aussichtspunkte. Und wir haben Glück, die Wolken verziehen sich kurz und machen Platz für Bilder von uns mit Machu Picchu. Die Tour durch Machu Picchu erledigen wir im Eiltempo, wahrscheinlich auch, weil wir ja schon mit einer Stunde Verspätung gestartet sind. Es geht hier die Treppen herauf, hinten wieder runter und auf der anderen Seite wieder hoch und wieder runter. Obwohl es nicht überlaufen ist, ist unser Guide häufig nicht in Sichtweite, aber wir hören über das Headset immer „Come on“, „This way“ oder „Look here“. Ich schalte bald auf Durchzug und versuche für mich die Eindrücke aufzunehmen, bleibe stehen, wenn ich ein schönes Fotomotiv sehe und schaue mich auch schon weiter um, während wir noch Details über den aktuellen Standort erfahren, denn ich will die Atmosphäre des Ortes richtig auf mich wirken lassen und. Gegen Mittag sind wir fertig mit der geführten Tour. Zum Abschluss kriegen wir alle noch einen Machu Picchu Stempel in unseren Reisepass. Es fängt an zu regnen und viel Zeit bis zur Rückfahrt haben wir auch nicht mehr. Also gehen wir eine Kleinigkeit essen und fahren anschließend mit dem Bus wieder nach Aguas Calientes.

Endlich da – Machu Picchu

Alpakafütterung

So wie das Alpaka den Apfel im Maul hatte, hatte ich Angst, dass es den bald im Ganzen verschluckt

Treppe hoch – Treppe runter… Eben noch standen wir bei den Alpakas da oben.

Chinchillas

Blick auf den Wayna Picchu

Da unten am Fluss ist der Ort Aguas Calientes

Straße von Aguas Calientes nach Machu Picchu

Sonnentempel

Noch mehr Chinchillas

Machu Picchu im Reisepass

Aguas Calientes

Zurück am Bahnhof wollen wir uns am Schalter noch einmal vergewissern, ob unsere Tickets denn jetzt auch für die Rückfahrt gültig sind und noch während Micha dem Mann am Schalter versucht zu erklären, was heute Morgen passiert ist, kommt zielstrebig eine Mitarbeiterin von PeruRail auf uns zu und gibt uns neue Tickets. Wir sind baff, wie sie uns in der Touristenmenge erkannt hat. Wir kriegen außerdem noch im Namen von PeruRail Trinkflaschen überreicht mit warmen Tee drin und erfahren später noch, dass es tatsächlich die Schuld von PeruRail war, dass wir Probleme hatten und das nichts mit den Stornierungen von Angie und Micha zu tun hatte. Zurück in Ollantaytambo werden wir dann wieder abgeholt und zurück nach Cusco gefahren, wo wir am Abend wieder ankommen.

Rückfahrt von Aguas Calientes nach Ollantaytambo

Wir wollen noch eine Kleinigkeit essen gehen und brauchen dazu ersteinmal alle einen Geldautomaten, da wir unsere letzten Bargeldreserven in den letzten Tagen aufgebraucht haben. Zum Glück ist gleich in der Nähe des Hotels ein Automat. Wir gehen weiter und überlegen, was wir heute essen wollen, da dreht Jessi plötzlich um – sie hat ihre Kreditkarte im Automaten vergessen. Wir laufen schnell zurück, sehr weit gekommen sind wir noch nicht, aber die Karte ist weg. Wir versuchen es über die Sperrhotline, aber das funktioniert nicht. Also gehen wir zum Hotel zurück, da wir hier WLAN haben. Wir suchen nach der richtigen Nummer, um die Kreditkarte sperren zu lassen, aber egal, wo wir anrufen, es funktioniert nicht. Es gibt nur spanische Bandansagen, Besetztzeichen oder es kommt erst gar keine Verbindung zustande. Schließlich schreibt Jessi ihrer Bank über das Kontaktformular und wir hoffen und gehen davon aus, dass der Automat die Karte eingezogen hat und keiner damit Schaden anrichten kann. Nach der Aufregung starten wir den nächsten Versuch, zu unserem Abendessen zu kommen. Wieder vorbei am Geldautomaten kehrern wir in einer kleinen Pizzeria ein. Der familiengeführte Laden ist sehr gemütlich, aber es geht auch alles etwas chaotisch zu. Schon alleine das Aufgeben der Bestellung braucht viel Geduld unsererseits, weil die Chefin sich zwischendurch immer wieder durch neu ankommende Gäste ablenken lässt. Am Nachbartisch sitzt eine größere Gruppe und jede bestellte Pizza wird mit äußerst viel Liebe und Zeit zubereitet. Obwohl Chef, Chefin und Sohn ständig am wuseln sind, warten wir auf unsere Getränke bestimmt 20 Minuten. Nach ungefähr zwei Stunden kommt die erste Pizza an unserem Tisch an. Auf die nächste Pizza müssen wir dann wieder eine Viertelstunde warten. Inzwischen wird der Hunger von der Müdigkeit verdrängt und auch als wir dann fast alle unsere Bestellungen haben, essen wir kaum etwas. Die letzte Pizza stornieren wir dann, kurz bevor sie in den Ofen geschoben wird, weil wir einfach zu müde sind und unser Essen bisher auch schon geteilt haben, so dass auch jeder seinen größten Hunger stillen konnte.

Cusco

Heute können wir ausschlafen und das genießen wir auch. Nach dem gemeinsamen Frühstück verbringt jeder erst einmal die Zeit nach seinen Wünschen. Ich persönlich sortiere mein Gepäck wieder und gebe eine große Tüte mit Schmutzwäsche beim Wäscheservice ab. Gegen Mittag wollen wir uns wieder treffen, aber es regnet. Als der Regen endlich etwas nachlässt laufen wir zum Plaza de Armas, wo wir die ersten richtigen Eindrücke der Stadt in uns aufnehmen und dann im Café Bagdad einkehren, wo wir eine tolle Aussicht über den Hauptplatz genießen. Inzwischen ist die Sonne rausgekommen und es ist richtig warm, meine Regenjacke und Alpaka(jacke) hängen schnell über der Stuhllehne. Für uns ist es eine Wohltat. Zudem gibt es hier köstliche Leckereien wie zum Beispiel Brownies mit Vanilleeis und Frappuccino. Das habe ich mir natürlich aus rein gesundheitlichen Gründen bestellt, denn ich habe Halsschmerzen und jedes Schlucken schmerzt. Eis hilft aber bekanntermaßen. Auch der Rest der Karte klingt verlockend, aber wir wollen weiter und laufen in Richtung des Künstlerviertels San Blas. Hier gibt es nach gefühlten 1.000 Stufen (ich hasse Treppen steigen, habe ich das schon erwähnt?) schöne Gassen und Läden zu erkunden. Die Sonne ist inzwischen untergegangen und wir setzen uns kurz ins Hotel, trinken Kamillentee und besprechen, was wir heute Abend essen wollen. Wir entscheiden uns für ein Lokal, welches wir beim heutigen Spaziergang gesehen haben. Auf der Karte standen u. a. Süßkartoffelravioli, das hat mich direkt überzeugt.

Aussicht vom Café Bagdad

Spaziergang durch Cusco – Treppensteigen inklusive

Ich bin erkältet. Die Nase läuft in einer Tour, ich habe Husten und der Hals kratzt. Ich habe kaum geschlafen und verbringe den Vormittag im Hotel, während die anderen noch mal in die Stadt gehen. Irgendwann ruft die Mitarbeiterin von der Rezeption an und fragt, ob es mir gut geht, denn ihr Kollege hat ihr erzählt, dass ich die ganze Zeit am Husten bin und ob sie etwas für mich tun kann. Helfen kann sie mir zwar nicht, aber ich bin gerührt über ihren Anruf und da ich noch etwas Schlaf nachholen konnte, geht es mir dann auch schon besser. Gegen Mittag kriege ich von den anderen eine Nachricht, dass sie wieder im Café Bagdad sitzen und ich gerne nachkommen kann, um auch etwas zu essen. Da es draußen wieder regnet, bleiben wir noch länger hier sitzen. Ich erfahre von den anderen, dass sie am heutigen letzten Karnevaltag noch einmal kräftig mitgefeiert haben und es die eine oder andere Schaumschlacht mit den Kindern gab. Wenn ich mir die Bilder angucke, dann sieht das nach einem Riesenspaß aus. Nach dem Mittagessen gibt es noch die mysteriöse Chocolate Salami als Dessert, dazu eine frische Chicha Morada, ein typisch peruanisches Getränk aus Purpur-Mais. Wir sind anschließend alle so satt, dass wir froh sind, als der Regen nachlässt und wir uns noch etwas bewegen können. Abends gehen wir noch einmal in die Sportsbar, allerdings nur auf ein Bier, denn Hunger hat noch keiner von uns wieder nach dem reichhaltigen Mittagessen.

Man beachte bitte den Blick des Jungen

Angeblich war es ein fairer Kampf…

Roland und Micha, erschöpft von den Schaumschlachten

Nach dem Regen folgt Sonnenschein – Plaza de Armas, gegenüber des Cafés Bagdad

Und auf einmal tun sich ganz neue Ansichten, manchmal gar auch Berge auf, die man vorher gar nicht wahrgenommen hat.