Um 9 Uhr geht es nach dem Frühstück los. Wir werden von Jason, unserem Guide für die nächsten Tage, begrüßt. Heute fahren wir in Richtung Kudat, ganz im Norden von Borneo. Die Fahrt dauert inklusive Pausen fast den ganzen Tag. Unterwegs besuchen wir noch eine Kokosnussölmanufaktur. Mr. Ronnie, der Inhaber, erzählt uns ausführlich, wie er zum Kokosnussöl gekommen ist, dass das Öl gegen sämtliche Zipperlein und Krankheiten hilft, äußerlich wie innerlich angewandt werden kann und noch dazu gut schmeckt. Dann zeigt er uns, wie sein Kokosnussöl hergestellt wird, während auf dem Boden noch ein Eidechsenschwanz ohne Körper herum zappelt. Wir dürfen das Öl natürlich auch kosten und kaufen.

Kokosnussölherstellung bei Mr. Ronnie

Kokosnussölherstellung bei Mr. Ronnie

Kokosnussölherstellung bei Mr. Ronnie

Der Eidechsenschwanz lebt noch…

Kokosnussölherstellung bei Mr. Ronnie

Kokosnussölherstellung bei Mr. Ronnie

„Klassenfoto“ mit Mr. Ronnie

Beim Mittag erfahren wir, was Sarsi ist. Die Jungs wollen gerne eine Cola und die einzige Dose, deren Inhalt nicht eindeutig etwas anderes ist, ist Sarsi. Leider war das ein absoluter Fehlgriff. Nachdem Micha und Roland nach dem ersten Schluck das Gesicht verziehen, sind wir Mädels natürlich neugierig. Und von Angie kommt das

Zitat des Tages: Das mag ich so an der Gruppe. Wenn einer sagt, dass es ekelig ist, dann wollen gleich alle anderen probieren.

Wir rätseln lange, woran uns Sarsi erinnert. Irgendwann fällt der Groschen: an Meridol Mundwasser. Aber die Jungs sind tapfer und trinken aus. Während der nächsten Tage wird dann auf Getränkeexperimente verzichtet.

Nach dem Mittag fahren wir noch zur „Tip of Borneo“, also dem nördlichsten Punkt der Insel. Eigentlich hatten wir uns hier auch auf eine Erfrischung im Meer gefreut, aber wir müssen feststellen, dass hier irgendwelche fiesen Algen im Meer schwimmen, die beim Kontakt mit der Haut ein unangenehmes Brennen hinterlassen. Also sind wir ziemlich schnell wieder draußen und trinken lieber noch einen (Eis-) Kaffee.

Tip of Borneo

Tip of Borneo

Tip of Borneo

Tip of Borneo

Tip of Borneo

Am frühen Abend erreichen wir unsere Unterkunft für heute Nacht – ein traditionelles Longhouse des Rungu-Stammes. In Häusern wie diesem leben zum Teil heute noch die einheimischen Stämme der ehemaligen Kopfjäger. Es sind langestreckte Stelzenhäuser aus Bambus, die über mehrere einzelne Zimmer verfügen und der Gang wird als Gemeinschaftsbereich genutzt. Die Häuser dürfen nicht mit Schuhen betreten werden, was anfangs ungewohnt, aber dann doch angenehm für die Füße ist. Die Bewohner eines Longhouses sind eine feste Dorfgemeinschaft. Wir spazieren etwas durch die Gegend, bevor es als Willkommensgetränk eine Kokosnuss für jeden von uns gibt. Das Abendessen ist wie erwartet einfach. Es gibt Reis, ein paar lokale Gemüsesorten und Hühnchen. Dazu Sabah-Tee, ein schwarzer Tee, der wohl zu 70 % in den Earl Grey Mischungen enthalten ist. Hier gibt es ihn als regionales Getränk häufig zu trinken. Danach werden wir eingeladen, uns traditionelle Tanzaufführungen der Dorfbewohner anzusehen. Zuerst wird uns ein Kindertanz gezeigt, bei dem zwei mal zwei Bamusstöcke im Rhythmus von „We will rock you“ von Queen aneinandergeschlagen werden. Dazwischen müssen die Kinder hüpfen, zwei mal innerhalb der Stöcke und beim dritten Mal, wenn die Stöcke aneinandergeschlagen werden, sollten sie ihre Füße draußen haben. Auch die Jungs und unser Guide probieren ihr Glück. Danach kommt Maria, eine ältere Dorfbewohnerin, die Nasenflöte spielt. Das tut sie mit sehr viel Hingabe; das Lied scheint gar nicht aufzuhören. Dabei ist es immer die gleiche Melodie und dazwischen schnieft sie immer ganz heftig. Zum Schluss gibt es noch einen Tanz von drei jungen Frauen in traditionellen Gewändern, später kommt auch noch ein Mann zu der Tanzgruppe hinzu. Und natürlich dürfen wir auch hier wieder alle mitmachen. Dann geht es zum gemütlichen Teil des Abends. Wir sitzen im Langhaus auf dem Bambusboden und werden zum Reiswein eingeladen. Da dieser in einer alten Plastikflasche serviert wird, ist die Herkunft ungewiss. Der Wein riecht sehr stark nach Alkohol, schmeckt aber ganz weich, was uns vermuten lässt, dass seine Wirkung am nächsten Morgen umso stärker sein wird. Daher bin ich froh, als nach dem ersten Glas Bier als Alternative gereicht wird. Die anderen trinken weiterhin auch Wein, die Stimmung ist gemütlich und das Dorfoberhaupt holt die Gitarre raus. Gitarre spielen scheint man hier früh zu lernen, denn fast alle Dorfbewohner, die noch mit uns sitzen, beherrschen es. Leider sind wir nicht so textsicher bei den meisten Liedern, aber die Rungus sind vorbereitet und zaubern einige Liedtexte sauber abgetippt und in einem Ordner geheftet hervor. Wir singen bekannte Songs wie „Sweet Child o‘ Mine“ von Guns N‘ Roses oder „Wind of Change“ von den Scorpions und später zu unserer aller Freude „unser“ Lied, „Hotel California“. Zum Glück haben wir gute Sänger in unserer Gruppe. Lange sitzen wir gemeinsam da, singen und unterhalten uns. Die Dorfbewohner erzählen uns noch, dass wir bisher erst die zweite Gruppe sind, die abends etwas mit den Einwohnern hier zusammen sitzen, alle anderen Gäste gehen nach den Tanzvorführungen direkt ins Bett. Umso mehr freut es sie, dass wir nicht so sind. Unsere Abendtoilette absolvieren wir Mädels im Dunkeln lieber gemeinsam. Bevor wir ins Bett gehen checken wir die Zimmer gründlich mit der Taschenlampe durch. Und natürlich sitzt genau bei uns eine recht große Spinne zwischen den Bambusstäben. Unser Guide meint es gut und schubst sie einfach runter. Nun ja, jetzt hängt sie zwar nicht mehr gut sichtbar in unserem Zimmer, aber sie ist ja immer noch irgendwo da. Jason will uns beruhigen und sagt, dass die Spinnen hier nicht giftig sind. Mit einem etwas mulmigen Gefühl krieche ich unter das Moskitonetz und stecke es sehr sorgfältig unter meiner Matratze fest. Meine Zimmerpartnerin Vroni und ich beschließen, dass wir das Licht so lange anlassen, bis es zentral im Dorf ausgeschalten wird. Zu unserem Glück bleibt das Licht die ganze Nacht brennen. Nachdem Roland schon im Halbschlaf noch ein bisschen „Spider Pig, Spider Pig“ vor sich hinsingt, höre ich bald darauf das gleichmäßige Atmen der anderen, was mir sagt, dass ich wohl die einzige bin, die noch wach ist. Ich versuche, die Augen nicht zu öffnen, denn ich jetzt draußen eine Spinne sitzen sehe, dann beruhigt mich das Netz nur bedingt. Aber die Nacht bleibt spinnenfrei und irgendwann in den frühen Morgenstunden, nachdem der Hahn schon mehrfach gekräht hat, schlafe ich auch ein. Und weil es so gut passt möchte ich hier gerne Octavian zitieren, unseren Guide, den wir 2013 auf der Rumänien-Rundreise hatten. Dieser sagte nach der Übernachtung im Eishotel: „Für die einen war es eine gute Nacht, für die anderen ein Erlebnis“.

Der Gemeinschaftsgang im Longhouse

Unser Zimmer im Longhouse (links bei dem Längsbalken hing die fette Spinne)

Das Longhouse von außen

Spaziergang durch das Dorf

Spaziergang durch das Dorf

Begrüßungskokosnuss

Traditionelle Tänze

Die Dorfkinder haben Spaß

Nasenflötenspielerin Maria

Traditionelle Tänze

Das ganze Dorf ist versammelt

Ein gemütlicher Abend

Ich glaube, auch für unsere Gastgeber war es ein schöner Abend.

Unser Guide Jason (im weißen Shirt) ist im Herzen ein Rocker.