Kara – Tamale

Es geht zurück nach Ghana, die letzte Grenzüberquerung vor unserer Rückreise nach Deutschland. Mit einigen Zwischenstopps werden wir Ghana in Richtung Süden durchqueren, wo wir unseren Urlaub mit ein paar Tagen am Meer beenden wollen. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft kreuzen wir die schwarze Volta, einen Zufluss zum Volta-Stausee. Unser heutiges Ziel ist Tamale, eine der größten Städte im Norden Ghanas.

Überquerung der schwarzen Volta

Tamale – Mole Game Reserve

Auf dem Weg zum Mole Game Reserve machen wir mal wieder einen Zwischenstopp an der Straße. Wir haben uns inzwischen daran gewöhnt, dass wir spontan irgendwo halten, wenn unser Guide etwas Interessantes sieht und er die Menschen dann kurzerhand fragt, ob wir kurz gucken und Fotos machen dürfen, während er uns erklärt, was es zu sehen gibt. Uns persönlich sind die Fotos nicht so wichtig und wir respektieren es, wenn jemand das nicht möchte. Doch unser Guide denkt, dass ein Urlaub ohne Bilder nur halb so viel wert ist, daher werden wir bei wirklich jedem Stopp darauf hingewiesen, dass wir auch Fotos machen können. Fotos von den Personen, Tieren oder Sehenswürdigkeiten, dann noch ein Foto mit uns zusammen, ein Foto mit mir allein, ein Foto mit dem Guide und Fahrer. Dieses Spielchen beherrschen wir inzwischen wirklich gut. Heute sind es Weberinnen, die an den Webstühlen ihrer Arbeit nachgehen. Es freut uns besonders, denn bei unseren ersten Besuch bei den Webern haben wir nicht so viel gesehen.

Nachdem wir die weiße Volta überquert haben, erreichen wir den Mole-Nationalpark und unsere Unterkunft. Angekommen heißt es erstmal Warten, bis unsere Zimmer bezugsfertig sind. Also setzen wir uns in den Außenbereich mit Blick auf den Nationalpark und bestellen ein Mittagessen. Aber auch darauf müssen wir sehr lange warten. Doch es wird nicht langweilig, wir erkunden die Aussicht und kriegen etwas später Besuch von einer Art Rehe, die direkt neben der Terrasse grasen. Nach fast zwei Stunden kommt endlich unser Essen, welches wir nun aber zügig beenden müssen, denn wir müssen zum Safari-Treffpunkt. Hier ist für uns ein Jeep reserviert. Zumindest war er das, bis eine Mitarbeiterin den Jeep an eine andere Gruppe vergeben hat, die vor uns da war. Kurzerhand entscheiden wir uns für einen Walk durch den Park. Da wir fast jeden Tag weite Strecken im Auto zurücklegen ist das eine angenehme Abwechslung. Wir sehen ein paar Antilopen, Perlhühner und Wildschweine. 

Der Blick von unserer Unterkunft auf den Nationalpark

Tierischer Besuch im Camp

Wildschweine laufen durch die Siedlungen nahe des Parks, auf der Suche nach Futter

Walking Safari

Mole Game Reserve – Kumasi

Wir starten mit einer Morgensafari in den Tag. Dieses Mal auch mit Jeep. Wir fahren etwas tiefer in den Park, sehen verschiedene Vögel und andere Tiere wie Paviane, Antilopen und einen Wasserbock. Dann wendet das Auto plötzlich und fährt mit Vollgas in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Ich denke, dass irgendwo ein Elefant gesichtet wurde und wir dahin fahren. Aber ehe wir uns versehen stehen wir am Tor unserer Lodge und sollen aussteigen. Wir sind etwas verwirrt und auch enttäuscht, nun schon fertig zu sein mit unserer Safari. Doch da sehen wir ihn. Einen jungen Elefantenbullen, der direkt vor dem Fenster des Zimmer umher spaziert, in dem wir letzte Nacht geschlafen haben. Mit ausreichend Abstand und begleitet von einem Ranger laufen wir dem Tier hinterher und schauen zu, wie er sich Äste vom Baum abbricht und dann gemächlich weiter spaziert. Wir folgen ihm noch ein Stück, bis er irgendwann im dichten Wald verschwindet. Ein tolles Erlebnis und wir kriegen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

Blaugesicht-Hornrabe

Pavian am Straßenrand

Das weiße Geländer markiert die Terrasse unserer Unterkunft

Elefant am Morgen

Nach dem Frühstück steigen wir ins Auto, wir haben heute eine lange Fahrt vor uns. Es geht wieder nach Kumasi, die Stadt, die mich nach einer Woche Gastfreundlichkeit in Côte d’Ivoire so abgeschreckt hat mit ihrem Lärm und den fast schon aggressiven Menschen auf dem Markt. Dieser zweite Aufenthalt in Kumasi war so nicht in der ursprünglichen Planung enthalten, wir haben die Route jedoch angepasst. Grund dafür sind die Erzählungen unseres Guides vom Volta-Stausee, den man gesehen haben muss und den wir jetzt noch in unsere Tour eingearbeitet haben. Aufgrund der langen Strecke aus dem nördlichen Teil des Landes bis zum See, musste ein Zwischenstopp eingeplant werden und dazu bot sich Kumasi an. Auf dem Weg besuchen wir die älteste Moschee Ghanas in Larabanga sowie die Kintampo-Wasserfälle, die ungefähr auf der Hälfte unserer Strecke liegen. Die Wasserfälle sind wirklich beeindruckend, aber längst nicht so paradiesisch wie die Wasserfällen in Natitingou, die wir erst vor ein paar Tagen besucht haben. Heute ist der erste Tag unseres Urlaubs, an dem es richtig heiß ist. Gut, dass unser Hotel in Kumasi einen nutzbaren Pool hat. Abends gehen wir wieder zu unserem „Stamm-Chinesen“ essen.

Die älteste Moschee in Ghana

Kintampo-Wasserfälle

Kintampo-Wasserfälle

Kintampo-Wasserfälle

Kumasi – Akosombo

Es regnet den ganzen Morgen. Gut, dass wir vormittags keine Programmpunkte haben und nur zum Volta-See fahren. Der obligatorische Halt an der Straße, wo es etwas zu sehen gibt, darf natürlich nicht fehlen. Diesmal ist es die Herstellung von Palmöl, bei der wir zuschauen dürfen. 

Palmölherstellung

Der Volta-Stausee ist der größte von Menschen gebaute Stausee der Erde mit 8.502 km². Wir laufen über die Volta-Brücke, welche 1955/1956 erbaut wurde und werfen einen ersten Blick auf den See. Nachdem wir den See von oben gesehen haben, wollen wir ihn nun auch noch vom Boot aus erkunden. Wir unternehmen eine Fahrt mit dem Boot auf dem See, bevor wir ins Hotel fahren. Boot fahren ist einfach immer eine gute Idee und da der Regen inzwischen aufgehört hat, können wir die Fahrt mit einem kühlen Radler in der Hand auch in vollen Zügen genießen. 

Volta-Stausee von oben…

… und vom Wasser aus

Blick auf den Akosombo-Staudamm

Akosombo-Staudamm

Akosombo – Elmina

Wir erreichen die Küste, das Gebiet, das bis 1957 die britische Kronkolonie Goldküste war. Und wer sich ein wenig mit der Geschichte dieser Region beschäftigt hat, der weiß, dass der Sklavenhandel hier lange Zeit eine große Rolle gespielt hat. Unser erster Stopp auf dem Weg nach Elmina ist Cape Coast, die Hochburg des Sklavenhandels. Cape Coast Castle ist die größte Festung, von der aus Menschen nach Amerika verschifft wurden. Schätzungen zufolge sind zwischen zwei und vier Millionen Sklaven hier an Bord gegangen und wahrscheinlich sind ebenso viele vorher hinter den dicken Mauern verendet. Die Stimmung ist bedrückend und surreal zugleich. Denn das Fort ist eine bekannte Gedenkstätte, viele legen in Plastikfolie eingeschweißte Blumenkränze nieder, die im Laufe der Zeit eine dicke Stauschicht angesetzt haben. Es ist wuselig, viele Touristen und Schulklassen sind hier, mehrere Führungen laufen parallel und wir werden recht schnell durch die engen Gänge geschleust, um für die nächsten Gruppen Platz zu machen.

Cape Coast Castle

Für unsereins bedeutet das Meer meist Freiheit. An diesem Ort ist aber auch das Meer bedrückend, denn es gab keine Freiheit.

Nach einem kurzen Spaziergang über den Fischmarkt geht es weiter. Nicht weit entfernt ist Elmina, wo die Festung São Jorge da Mina steht, das eine ähnliche Vergangenheit wie Cape Coast Castle hat. Elmina Castle ist etwas kleiner und das älteste von Europäern errichtete Gebäude in Westafrika. Es wurde 1482 von den Portugiesen als erster Handelsstützpunkt an der Küste Schwarzafrikas erbaut. Doch im Laufe der Zeit nahm auch hier der Handel mit Waren wie Gold, Holz und Gewürzen ab und der Sklavenhandel entwickelte sich. Persönlich fand ich die Führung durch das Fort in Elmina besser, weil es nicht ganz so überfüllt war und unser Guide sich auch mehr Zeit genommen hat, um auf Einzelheiten einzugehen und Fragen ausführlich zu beantworten.

Elmina Castle

Das Gefängnis der Frauen – Overalls liegen auf dem Boden, in Gedenken an die Frauen, die hier gefangen gehalten wurden

Elmina – Axim

Auf dem Weg zu unserer letzten Unterkunft besuchen wir noch den Kakum Nationalpark, der nicht weit von Elmina entfernt ist. Der Park ist bekannt für seinen Canopy-Walkway, also die Hängebrücken, die auf Höhe der Braumkronen angebracht sind und über die man einen Rundweg durch den Park absolvieren kann. Geführt wird die Tour von einem hier angestellten Wildhüter. Wir laufen mit einer recht großen Gruppe und es ist mehr ein Anstehen für die Überquerung der Brücken (inkl. Fotostopps) als ein Spaziergang mit Informationen zu einem Nationalpark und der hier lebenden Flora und Fauna. Daher entscheiden wir uns nach den ersten zwei Brücken, die Abkürzung zu nehmen und uns an den Abstieg zu machen. Das bringt uns den Regenwald in dem Moment näher, da wir alleine mit unseren Guide zurück Richtung Ausgang laufen. Die Wege sind eng und schlammig und wir genießen die Momente in der Natur. Kurz darauf halten wir ein letztes Mal mit unserem Guide und Fahrer am Straßenrand. Wir sehen ein paar Frauen, die Yamflocken rösten und wie immer dürfen wir zuschauen, Fotos machen und auch selbst einmal Hand anlegen. Die Frauen lachen und sagen, dass ich Talent habe und wenn ich einen neuen Job suche, dann bin ich immer willkommen.

In Elmina

So leer wie es auf dem Foto aussieht war es nicht. Die Gruppe war zu groß und es ging mehr um die Brücken als um den tropischen Regenwald.

Also verlassen wir die Gruppe und gehen allein zurück und genießen dabei den Dschungel für uns.

Hier werden Yamflocken geröstet

Am Nachmittag erreichen wir dann das Ressort, in dem wir nun drei Nächte verbringen werden. Um hier die Eindrücke unserer langen Rundreise zu verarbeiten und noch ein paar Tage Urlaub ohne festen Zeitplan zu haben. Die Unterkunft liegt direkt am Meer und ein großer Strandbereich gehört zur Anlage. Wir verabschieden uns hier auch von unserem Guide und dem Fahrer, die uns die letzten drei Wochen sicher durch Ghana, Togo und Benin begleitet haben.

Direkt vor der Tür unserer Hütte beginnt der Strand

Axim

An unserem ersten freien Tag wollen wir die Gegend etwas erkunden. Nach dem Frühstück gehen wir erst einmal zum Strand und schauen einige Zeit den Fischern in einem bunt bemalten Holzboot zu, die offenbar Probleme haben, weil sich ein Netz im Meer verhakt hat. Ein paar Männer gehen auch ins Wasser und versuchen tauchend, den Schaden zu beheben. Irgendwann haben sie das Netz gelöst und wir laufen weiter am Strand entlang und sehen noch mehrere der offenbar typischen Holzboote, die kreativ bemalt wurden, z. B. mit Logos von Fußballvereinen oder bekannter Marken. Gegen Mittag suchen wir uns einem Platz in der Strandbar unserer Hotelanlage und bestellen eine Kleinigkeit zu essen. Wir kriegen eine kleine Speisekarte und sollen auch direkt auswählen, was wir abends essen wollen. Nachdem nicht alles, was auf der Karte steht, verfügbar ist, haben wir irgendwann unsere Bestellungen getätigt und nach einiger Wartezeit kommt auch unser Mittagssnack. Währenddessen sehen wir, dass an einer Palme am Strand eine Schaukel hängt; ein klassisches Fotomotiv. Wir beobachten, wie ein junger Mann seine Freundin auf die Schaukel heben muss und ich behaupte großspurig, dass ich da ohne Hilfe hochkommen würde. Das soll ich natürlich beweisen und mein Freund lacht herzhaft über meine Versuche, mich auf das Sitzbrett hoch zu ziehen. Nachdem er ausgiebig Fotos und Videos gemacht hat, hilft er mir dann doch auf die Schaukel. Nach weiteren Fotos laufen wir anschließend noch etwas in die andere Richtung am Strand entlang und uns fällt auf, dass das Wasser im Meer immer dreckiger wird. Ein paar hundert Meter weiter sehen wir, dass hier der Fluß Ankobra ins Meer mündet, daher auch der Dreck, der wahrscheinlich durch den Bergbau (Abbau von Gold und anderen Mineralien) entsteht.

Wir beobachten die Fischer

German Machine

Da hab ich mich wohl überschätzt

Aber dank Hilfe kriege ich noch mein schönes Foto

Am nächsten Tag laufen wir nach Axim. Das Zentrum der Stadt ist ungefähr 5 km von unserem Hotel entfernt und am Strand entlang bzw. einen schmalen Feldweg, der neben den Strand entlang läuft, gut zu erreichen. Aber die Sonne knallt vom Himmel und uns ist ordentlich warm. Wir müssen zwei kleine Bäche überqueren und schaffen es, trockenen Fußes die Stadt zu erreichen. Auch in Axim gibt es eine Festung, das Fort São Antonio. Dieses ist nach Elmina der zweite Festungsbau der Portugiesen in Westafrika. Es heißt, dass über diesen Handelspunkt zeitweise mehr Gold gehandelt wurde als an allen anderen Festungen der Goldküste zusammen. Und auch hier war der Sklavenhandel gelebte Realität. Die Kerker waren hier so eng, dass die Menschen teilweise im Stehen schlafen mussten, weil nicht genug Platz war. Wer die Nacht stehend in der Enge, Dunkelheit, Dreck und mit mangelnder Hygiene überlebte, musste direkt von der Burg aus durch einen Tunnel zu einer vorgelagerten Insel gehen, wo die Schiffe warteten.

Fort São Antonio

Blick von der Festung

Der Eingang zum Kerker

Den dritten Tag, den wir hier verbringen, langweilen wir uns schon. Es gibt nicht viel zu unternehmen, die Sportgeräte, die auf der Homepage des Hotels angepriesen sind, sind nicht nutzbar. Baden wollen wir nicht im Meer aufgrund der starken Strömung und des Drecks, einen Pool gibt es nicht. Unser Highlight sind zwei kleine Eidechsen, die sich in unserem Zimmer befinden. Ich fange sie mit einem Glas ein und bringe sie nach draußen.

Kleine Eidechse im Zimmer

Zum Glück sehen wir die Spinne erst am letzten Morgen, kurz bevor wir auschecken. Die ist super schnell und flitzt durch das Zimmer. Nach dem Frühstück werden wir von einem Taxi abgeholt, welches uns nach Accra bringt. Und das wird noch einmal abenteuerlich, denn es erwartet uns kein nach europäischen Maßstäben verkehrssicheres Auto, sondern ein kleiner Fiat, der weder über eine Klimaanlage, noch über funktionierende Sitzgurte verfügt. Für eine 6stündige Autofahrt über holprige Schlaglochpisten hätten wir uns etwas anderes gewünscht und sind froh, als wir Accra erreichen. Auf dem Flug nach Brüssel können wir uns in der Business-Class, für die wir ein Upgrade erhalten haben, von der nicht so angenehmen Taxifahrt erholen.