2020 ist ein verrücktes Jahr. Es ist nicht einfach so möglich, Urlaub zu machen. Der für März geplante Kurztrip nach Danzig musste storniert werden und unser für den Spätsommer geplantes langes Wochenende am Bodensee fand nicht statt. Auch beruflich ändern sich für mich ein paar Dinge. Ich habe meinen Job gekündigt, war im Frühjahr lange freigestellt und der neue Job, den ich im Juli begonnen habe, hat sich auch als etwas anderes herausgestellt als ich gehofft hatte. Und so fällt der Entschluss für zwei Wochen nach Malta zu fliegen, um die freie Zeit sinnvoll zu nutzen und eine Sprachschule zu besuchen. Um ehrlich zu sein sind meine Englischkenntnisse recht schlecht. In der Schule habe ich es zwar gelernt, aber die Lehrer waren nicht besonders gut. Danach habe ich im Alltag die Sprache nie gebraucht und auf Reisen gab es auch immer andere, die notfalls helfen konnten. Aber zufrieden stimmt mich das nicht und für die aktuelle Jobsuche sind Englischkenntnisse auch hilfreich. Bis zum letzten Tag habe ich gebangt, ob die Reise wohl wie geplant stattfinden kann und auch gezweifelt, ob das jetzt die richtige Entscheidung ist. Aber es hat alles geklappt und so geht’s Anfang November los.

Angekommen

Direkt nach der Landung erreicht mich eine Nachricht von der Airline, dass mein Gepäck nicht verladen wurde und am nächsten Tag ankommt. Ich bin nicht die einzige, die dieses Problem hat, von den ca. 30 Passagieren steht knapp die Hälfte am Schalter für Gepäckreklamationen. Ich bin etwas nervös, denn es wird der erste Test sein, in dem ich mein Englisch anwenden muss. Aber es funktioniert ohne Probleme und ich erhalte eine Trackingnummer und Informationen, wie es weiter geht. Außerhalb des Flughafengebäudes wartet eine Fahrerin, die mich zu meiner Unterkunft bringt, wo ich auch schon in Empfang genommen werde. Ich habe ein Appartement mit eigener Küche und Bad. Am Montag startet dann der erste Tag in der Sprachschule und am Nachmittag wird wie versprochen auch mein Gepäck gebracht. Die nächsten zwei Wochen habe ich hier einen Alltag. Von 9 Uhr bis 14:30 Uhr habe ich Sprachschule und im Anschluss etwas Zeit, um Malta bei Tageslicht zu erkunden. Meistens sind es nur kurze Spaziergänge durch den Ort St. Paul’s. Sobald es dunkel wird, widme ich mich den Hausaufgaben und schaue meine neue Serie – auf englisch natürlich.

St. Paul’s Bay

Waterfront St. Paul’s Bay

Am Wochenende habe ich etwas mehr Zeit, um die Insel zu erkunden.

Valletta

Ich steige am Busbahnhof in Valletta aus und stehe vor dem riesigen Brunnen und dem Stadttor. Es ist sehr imposant anzusehen und ich habe das Gefühl, dass ich eine andere Welt betrete, als ich durch das Tor laufe. Von allen Seiten prasseln Eindrücke auf mich ein und ich lasse ich mich treiben. Schnell biege ich von der großen Hauptstraße ab und entfliehe dem Trubel. In den kleinen Seitenstraßen ist nichts los, nur ein paar Malteser, die an ihrem Haus werkeln. Ich laufe bis zur Meeresseite und blicke auf die gegenüberliegende Insel Manoel Island.

Tritonenbrunnen vor dem Stadttor

Vallettas Straßen mit Blick auf die Kuppel der Karmelitenkirche

Blick auf Manoel Island

Während ich weiter durch die Stadt laufe merke ich deutlich, dass die andere Seite der Stadt deutlich belebter ist. Kurz vor Mittag erreiche ich die Upper Barakka Gardens und erinnere mich gelesen zu haben, dass hier jeden Tag 12 Uhr und 16 Uhr Salutschüsse abgegeben werden. Das will ich nicht verpassen und so suche ich mir einen guten Platz an der Brüstung und kurz darauf geht es los. Natürlich ist es mehr Show als tatsächlich noch Tradition, aber auch der Blick auf die drei Städte Vittoriosa, Cospicua und Senglea ist den kurzen Aufenthalt wert. Nach dem Spektakel treffe ich auf zwei Mitschüler und wir gehen gemeinsam einen Snack essen. Danach kehre ich zurück zu den Upper Barakka Gardens und fahre mit dem Barrakka-Aufzug 60 m hinunter, um zur Waterfront zu kommen, von wo aus ich in den Bus steigen will. Leider warte ich wohl an der falschen Station, denn ich sehe den Bus von Weitem vorbei fahren. Also heißt es eine Stunde warten. Um mir die Zeit zu vertreiben, laufe ich zurück zum Busbahnhof und warte da auf den nächsten Bus, der mich nach Marsaxlokk bringt.

Upper Barrakka Gardens

Blick von den Upper Barrakka Gardens auf die drei Städte

Salutschuss

Marsaxlokk

Aufgrund des verpassten Busses habe ich hier nicht so viel Zeit, es reicht nur für einen kleinen Spaziergang.

 

Blue Grotto

Mein letzter Punkt, den ich an diesem Tag sehen will, ist die Blaue Grotte. Der Bus hält im nächstgelegenen Örtchen, so dass ich einige (Höhen-) Meter zurück legen muss, bis ich an dem Aussichtpunkt angelangt bin, von dem aus man einen tollen Blick auf das steinerne Tor im Meer hat. Die Sonne steht schon tief, als ich mich langsam auf den Weg zurück zur Bushaltestelle mache. Während ich auf den Bus warte, geht die Sonne langsam neben dem unbewohnten Inselfelsen Filfa unter.

Die Blaue Grotte

Sonnenuntergang an der blauen Grotte

Rabat & Mdina

Am Sonntag erkunden wir Rabat und Mdina. Mdina ist die alte Hauptstadt Maltas. Direkt vor den Toren der Stadt befindet sich Rabat, eine Stadt, die um die alte Hauptstadt herum entstanden ist. Im Gegensatz zu Valletta sind in Rabat die Straßen kurvig, man kann nur ein paar Meter weit sehen, dann kommt eine Biegung der Straße.

Die Gassen in Rabat sind schmal und kurvig

Kollegiatskirche

Mdina ist von einer großen Mauer umgeben und ebenfalls über ein Tor zu erreichen. Nur die Anwohner dürfen hier mit ihrem PKW fahren, für alle anderen gibt es Pferdekutschen. Direkt hinter dem Haupttor ist auf der rechten Seite das Mdina Dungeons, ein kleines Museum, in dem die brutalen Foltermethoden Maltas nachgestellt sind. Nach einem Spaziergang durch die Stadt beginnt es gegen Mittag zu regnen. Genau der richtige Zeitpunkt, um im Café Fotanella eine Pause zu machen. Das Café behauptet von sich, den besten Schokoladenkuchen Maltas zu haben. Auf jeden Fall hat es einen guten Ausblick über die Insel und einen großen Sonnenschirm, der uns trocken hält.

Mdina

Aussicht von Mdina über die Insel

Als die Wolken weg sind fahren wir noch nach Dingli. Wir laufen oberhalb der Klippen entlang. Skurril sieht es hier aus. An einem Straßenstand probieren wir maltesischen Kaffee, eine wässrige Angelegenheit mit weihnachtlichen Gewürzen, und frische Preakly Pears, die Früchte eines heimischen Kaktus’.

Prickly Pears

Dingli Cliffs

Red Tower

Nicht weit entfernt von St. Paul’s liegt der St. Agatha’s Tower im Nordenosten Maltas. Nach einer kurzen Busfahrt erreichen wir den Turm, der wegen seiner Farbe auch Red Tower genannnt wird. Schon von Weitem strahlt der Turm in seiner Farbenpracht über der Küste. Das Museum im Inneren war leider geschlossen, aber vom Turm hat man einen tollen Blick auf die Umgebung.

Blick auf Mellieha

St. Agatha’s Tower

Sonnenuntergang am Riviera Beach

An der gegenüberliegenden Seite im Westen Maltas befinden sich einige schöne Buchten. Mit dem Bus ist man in 15 Minuten da und so nutze ich einen Abend, um hier noch etwas spazieren zu gehen und den Sonnenuntergang zu genießen. An der Golden Bay steige ich aus und sehe auf hässliche Hotelbauten an einem schönen Strand. Ich folge dem Weg an der Bucht entlang und laufe weg von dem Hotelstrand. Die nächste Bucht, der Riviera Beach, ist ebenfalls sehr gut zum Baden geeignet. Mir reicht es allerdings, dass ich einen ruhigen Platz etwas oberhalb des Strandes finde und den Sonnenuntergang in Ruhe beobachten kann.

Der Strand an der Golden Bay

 

Ich laufe in die andere Richtung

Ich finde den idealen Ort, an dem ich in Ruhe sitzen, abschalten und den Sonnenuntergang genießen kann.

Als Fazit dieser Reise kann ich sagen, dass es sich wirklich gelohnt hat. Malta ist nicht recht groß und man erreicht jeden Ort mehr oder weniger kompliziert mit dem Bus. Auch der Englischkurs hat mir gut geholfen, meine Hemmungen beim Sprechen etwas abzulegen und das Gehör und das Verständnis zu trainieren. Wieder zu Hause erwartete mich Quarantäne, das war mir vorher bewusst und es war für mich auch kein Problem, ein paar Tage die Wohnung nicht zu verlassen.