Ich bin unruhig. Ich muss raus. Entschleunigung, das Wort geht mir in letzter Zeit häufig durch den Kopf. Das brauche ich jetzt. Das letzte Mal, dass ich unterwegs war – und damit meine ich alles, was sich nicht in meiner Heimat Sachsen oder in Bayern abspielt – war tatsächlich letztes Jahr im Oktober unser Trip nach Südtirol. Das ist ein halbes Jahr her. In der Zwischenzeit saß ich aber nicht tatenlos rum, sondern habe Urlaube geplant. Das größte Projekt dieses Jahr ist ein dreiwöchiger USA-Aufenthalt mit meiner Schwester und meinem Neffen. Nach einer Woche New York wollen wir noch für zwei Wochen Florida erkunden. Im Herbst treffe ich mich dann mit einer Freundin in Weimar. Weimar, weil es ziemlich zentral in Deutschland liegt. Und da warmer Zwiebelkuchen und Federweißer eindeutig zwei der größten Vorteile vom Herbst sind, haben wir unseren Besuch passend zum Zwiebelmarkt geplant. Außerdem wird es im September hoffentlich das nächste Treffen mit den Reisefreunden geben. Und Ende Mai steht noch ein Wochenende gemeinsam mit meiner Mama bei meiner Schwester an. Aber all das ist mir noch zu lange hin. Ich brauche Urlaub, will irgendwo hin, wo ich abschalten kann. Kurzfristig entscheide ich, dass ich über die Pfingstfeiertage Urlaub mache. Österreich habe ich mir in den Kopf gesetzt. Nach etwas Suchen finde ich das Hotel Alpina, was dem Anschein nach gut für meinen Kurztrip geeignet ist. Und so geht es am Freitag, den 13., nach Kössen im Kaiserwinkl in Tirol. Leider sind die Wetteraussichten für das Gebiet südlich der Donau eher trüb und naß. Es passiert selten, dass die Vorhersagen für Franken besser sind als für Oberbayern, aber jetzt ist es genau so. Während der Fahrt bleibt es aber weitestgehend trocken, auch wenn die Berge in den tiefhängenden Wolken nicht zu sehen sind. Aber ich bin vorsichtig optimistisch, dass es nicht das ganze lange Wochenende so bleibt.

Begrüßt werde ich mit einem Glas sehr leckeren Sekt und ich merke, wie ich langsam zur Ruhe komme und die Anspannung vom Arbeitstag und der Fahrt hier her von mir abfällt. Nach dem Abendessen, welches es wahlweise als Buffet oder Menü gibt, will ich gerne noch die nähere Umgebung erkunden, jedoch regnet es sich jetzt richtig ein, so dass ich meine Pläne verschiebe.

Über dem Unterberghorn hängen tiefe Regenwolken

Ich schlafe nicht besonders gut, irgendwie bin ich doch noch nicht so ganz im Wochenendmodus. Als ich morgens aufstehe, hängen noch immer Regenwolken über dem Unterberghorn, dem Kössener Hausberg, welchen ich von meinem Zimmer aus sehen könnte, wenn die Wetterumstände es denn zulassen würden. Das Frühstück ist reichlich und gut. Satt und zufrieden stelle ich fest, dass es gerade nicht in Strömen regnet, sondern nur etwas nieselt. Also nutze ich die Gelegenheit und laufe los. Die erste Herausforderung ist es, eine Brücke abseits der Hauptstraße zu finden, auf der ich den Kohlenbach überqueren kann. Zwischen Kohlenbach und Großache scheint ein Überlaufbecken zu sein, welches trotz Bepflanzung und angelegter Wege dennoch irgendwie an eine Sammlung überdimensionaler Pfützen erinnert. Der Regen wird wieder stärker und ich muss an den Spruch des Radiomoderators gestern beim Wetterbericht denken “Die Nacktschnecken grinsen, die nächsten Tage bleibt es naß”. Langsam mache ich mich wieder auf den Rückweg zum Hotel, denn ich habe dann auch bald meinen Termin für eine Schulter-Nacken-Massage.

Spaziergang durch Kössen

Hübsches Pfützenbecken

Und schöne Blumen fühlen sich hier auch wohl

Schwalbenversammlung

Siehst du die Nacktschnecke grinsen?

Nach der Nachmittagsjause – einer Art Kaffee & Kuchen, allerdings auch mit warmen und herzhaften Speisen – teste ich noch Whirl- und Außenpool und genieße auf den Ruheliegen die Aussicht. Inzwischen ist der Himmel nämlich blau und nur ein paar weiße Wölkchen ziehen daher. Auch den Gipfel vom Unterberghorn sieht man jetzt. Vor dem Abendessen nehme ich noch an einer Hausführung teil, jedoch ist das wirklich nur eine Wo-finde-ich-was-Führung und keine Tour mit Erläuterungen zur Geschichte des Hauses oder dem Besuch von Geheimgängen, die sonst kein Gast sieht.